
Im Rahmen der langjährigen Partnerschaft zwischen den Kirchenkreisen Moers und Kigali reiste im vergangenen Jahr eine Gruppe junger Menschen nach Ruanda, um beim Bau eines Gemeindezentrums mitzuhelfen. Der Gegenbesuch fand nun statt. Eine Gruppe von neun jungen Ruandern wohnt derzeit bei Gastfamilien im Kirchenkreis. Auf dem Programm stehen neben der Begegnung am Niederrhein auch gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel nach Berlin und zur Gedenkstätte Sachsenhausen.
Siegmund Ehrmann hatte verschiedentlich Gelegenheit, die Gruppe kennen zu lernen und erfuhr dabei von den Schwierigkeiten der Ruander, Visa zu erhalten: Seit März dieses Jahres ist die belgische Botschaft in Kigali für die Visavergabe für den gesamten Schengen- Raum, also der EU-Staaten, zuständig. Die Mitarbeiter der belgischen Botschaft sind jedoch mit den jeweiligen nationalen Besonderheiten, insbesondere der Seriosität von Kirchenkreispartnerschaften nicht vertraut. So dauerte die Prüfung der Anträge deutlich länger als von der Deutschen Botschaft gewohnt und musste durch viel Überzeugungsarbeit seitens der Antragssteller und des einladenden Kirchenkreises begleitet werden.
Das kostet Zeit, Geld und Nerven. Erst wenige Stunden vor Abflug erfuhr die Gruppe, dass neun von zehn Visa erteilt worden waren. In anderen Kirchenkreisen gibt es ähnliche Probleme. Einer Gruppe aus dem Kongo wurde die Reise in den Partnerkirchenkreis Iserlohn verweigert. Die Ablehnung kam aus dem ‚Schengen-Haus‘ Kinshasa, das ebenfalls unter belgischer Führung ist.
Hierzu erklärt Siegmund Ehrmann, MdB: „Es kann nicht sein, dass das Ausländeramt eines anderen Staates in letzter Instanz Einreise-Entscheidungen trifft und dabei bestehende Traditionen und vertrauensvolle Partnerschaften ignoriert. Das neue Verfahren der Visavergabe bedroht Partnerschaften und Freundschaften, die über lange Jahre gepflegt wurden und gewachsen sind und gefährdet den Kulturaustausch. Deshalb habe ich in Absprache mit dem Kirchenkreis Moers und der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) Außenminister Westerwelle aufgefordert, das neue Verfahren kritisch zu überprüfen und verträgliche Wege zu finden.“
Hintergrund: Die Vertretungsregelung, bei der die Staaten des Schengen-Raums das Recht der Visavergabe auf einen Schengen-Staat übertragen, soll dazu dienen, parallele Strukturen abzubauen und verhindern, dass Antragsteller in der Hoffnung ihre Chancen zu erhöhen
in verschiedenen Konsulaten Visa beantragen.