Ratsmitglied Hartmut Hohmann, Vorsitzender im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Umwelt (ASPU) im Rat der Stadt Moers, stellt sich den Fragen von Julia Hagenacker, Redaktionsleiterin der RP in Moers, zum Thema Parkplätze und künftiger Nutzung Weißes Haus

Herr Hohmann, wie lange haben Sie heute Vormittag nach einem Parkplatz in der Innenstadt gesucht?

Hartmut Hohmann:
Nicht lange. Ich finde immer einen. Wir haben für die SPD-Fraktion zwar einen Parkplatz direkt hinterm Rathaus, aber auf dem Parkplatz Mühlenstraße und im unteren Parkdeck geht immer was. Experten haben ja auch festgestellt, dass es im Moerser Zentrum grundsätzlich ausreichend Parkplätze und Parkhäuser gibt.

Geschäftsleute und Kunden sehen das aber offenbar anders. Die CDU hat sie zum Thema „Parken in der Innenstadt“ befragt. Kritik gab es vor allem am Parkplatzangebot und an den Gebühren. Wie sehen Sie das?

Hartmut Hohmann:
Grundsätzlich schätze ich die Situation nicht so dramatisch ein. Und ich verstehe auch nicht, warum die CDU das Gutachten infrage stellt. Manipulative Ansätze kann ich als Soziologe darin nicht erkennen. Dass über das Thema „Parken“ unter dem Aspekt „Attraktivierung“diskutiert wird, finde ich grundsätzlich gut. Wenn ich allerdings diese Woche auf Facebook lese, preislich sei die Moerser Innenstadt (bei den Parkgebühren) „eine Frechheit“, frage ich mich schon, ob da einer den Knall nicht gehört hat. Im Vergleich zu anderen größeren Städten in der Nachbarschaft – Duisburg, Krefeld usw. – liegen wir, was die Gebühren betrifft, sicher nicht am oberen Ende. Auf dem doch recht zentral gelegenen und räumlich sehr großen Parkplatz Mühlenstraße – um nur mal ein Beispiel zu nennen – kann das Auto für zwei Euro den ganzen Tag über stehen. Wo gibt’s das in anderen vergleichbaren großen Städten?

Die Moerser Einzelhändler sagen, der Wegfall der Parkplätze am „alten neuen“ Rathaus sei deutlich spürbar und die meisten freien Parkplätze lägen zu weit außerhalb der Einkaufsstraßen. Es wurde auch der Wunsch geäußert, weiteren Parkraum in der Innenstadt zu schaffen – durch Tiefgaragen unter dem Neumarkt und unter dem Kastellplatz zum Beispiel.

Hartmut Hohmann:
Die Parkplätze neben und hinter dem Neuen alten Rathaus standen nur nach Dienstschluss und am Wochenende zur Verfügung. Unter dem Parkplatz am Neumarkt kann eigentlich keine Tiefgarage gebaut werden, weil dort ein alter Rheinarm verläuft. „Braun“ und das Rathaus sind deshalb auf Pfählen gebaut. Abgesehen davon ist es nicht unwahrscheinlich, dass man beim Graben auf Teile der historischen Festungsanlage, also auf Bodendenkmäler, stößt. Also man kann auch hier bauen, aber das wäre mit einem sehr hohen bautechnischen und damit sehr hohem finanziellen Aufwand verbunden. Am Kastellplatz, im Bereich der ev. Kita, wäre es aus Sicht der Bodendenkmalpflege hingegen möglich, mit Parkplätzen unter die Erde zu gehen. Die Idee finde ich nicht schlecht, über das Problem der Ein- und Ausfahrt müsste man sich allerdings Gedanken machen. Wer ein neues Parkhaus direkt in der Innenstadt will, muss sich allerdings auch darüber im Klaren sein, dass die Parkgebühren perspektivisch steigen werden. Für Investoren, die mich in den letzten Jahren in dieser Frage kontaktiert haben, war es eine wichtige Bedingung für ihr Investment, dass die Stadt die Parkgebühren dann anhebt, sonst bleibt das schöne neue Parkhaus ja leer.

Die CDU hat vorgeschlagen, in Moers einen parkgebührenfreien Montag einzuführen, weil der Montag in den Städten der Niederlande oft ein Ruhetag ist. Was halten Sie von der Idee, so zusätzliche Kaufkraft in die City zu locken?

Hartmut Hohmann:
In der Tat kommen Niederländer nach Moers, um hier einzukaufen. Gegen einen Test spricht aus meiner Sicht nichts. Man muss aber vor einer solchen Entscheidung für eine Testphase mal ausrechnen, wie hoch die Gebührenausfälle sind.

Die Moerser Einzelhändler klagen trotzdem seit längerem über sinkende Kundenzahlen …

Hartmut Hohmann:
Was den Einzelhandel in der Innenstadt betrifft, geht es uns wie vielen anderen Städten auch: Das Problem ist das geänderte Kaufverhalten, die Verlagerung des Handels ins Internet. Aus den USA wird zur Zeit gemeldet, dass fast alle der großen Malls gleiche Probleme haben. Und die haben dort jede Menge Parkplätze. Auch das Centro hat Probleme, denn auch hier gibt es Leerstand, der aber gut kaschiert wird. Ich habe aber auch das Gefühl, dass viele Kunden heute mehr zum Event-Kaufen neigen. Man will etwas erleben neben dem Einkaufen, gemütlich im Cafe sitzen usw.  Moers bietet, was das betrifft, alle Möglichkeiten. Deshalb müssen wir etwas tun, dafür sorgen, dass die Innenstadt – Stichwort: Kopfsteinpflaster – barrierefrei wird und darauf achten, dass wir künftig weniger Ketten und dafür noch mehr kleine, individuelle Läden in die City holen. Maastricht ist da ein schönes Beispiel. Kurz: Wir müssen unsere Stärken stärken. Und dann sollten auch die Moerser Hauseigentümer mal ihre teilweise recht hohen Mieten hinterfragen. Ca.20qm plus gleich großem Kellergewölbe für 2.000 €/Monat, geht’s noch?

Das Bündnis für Moers aus SPD, Grünen und Grafschaftern sieht im Gebäude-Ensemble mit Schloss, Weißem Haus, Terheydenhaus und ehemaligem Landratsamt nicht nur ein kulturelles Erbe, sondern auch einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Sie fordern deshalb, dass das Weiße Haus und das Terheydenhaus in jedem Fall in städtischem Eigentum bleiben. Das Weiße Haus soll künftig vom Schlosstheater genutzt werden. Auch das Standesamt könnte dort einziehen. Ist das denn wirklich nötig?

Hartmut Hohmann:
Die Idee, das Standesamt bzw. die Abteilung, die für Trauungen zuständig ist, in diesem Bereich unterzubringen, finde ich charmant. Und die Räumlichkeiten und die Umgebung wären dem Anlass entsprechend würdig. Es ist richtig: Im Schloss kann auch jetzt schon geheiratet werden. Das kostet aber zusätzlich ca 280 €. All unseren Überlegungen liegt der Kulturentwicklungsplan zugrunde, der seinerzeit von der CDU vorgeschlagen wurde und an dem sich mehr als 200 Bürger beteiligt haben. Vorrangige Botschaft daraus ist, dass das Theater abgesichert werden muss. Das heißt: Wir sind in der Pflicht, das Theater an dieser Stelle zu erhalten. Nun werden die Theaterwerkstätten vor dem Schloss Ende des Monats abgerissen und damit Fakten geschaffen. Da stellt sich die Frage: wohin mit den Werkstätten, wohin mit dem Theater?

Die Verwaltung schlägt für das Theater einen Anbau an das Terheydenhaus und einen Umzug der Werkstätten an den Jostenhof vor. Diese Lösung wäre nach bisherigen Schätzungen deutlich günstiger als die vom Bündnis präferierte Variante „Nutzung des Weißen Hauses inklusive parlamentarischem Trakt durch das Schlosstheater“ …

Hartmut Hohmann:
Die Verwaltung hat allerdings nicht einberechnet, dass, wenn es einen Anbau an das Terheydenhaus gibt,  nach Expertenmeinung auch das Haupthaus mit renoviert werden muss, weil die alten und die neuen Leitungen nicht zusammenpassen werden. Bislang wurden nur die Kosten für den Anbau angesetzt. Die Frage ist auch, wohin mit der Theaterverwaltung während des ca 1 jährigen Umbaus? Die Theaterverwaltung muss in diesem Fall in unmittelbarer Nähe zum Theater untergebracht sein, um im Notfall in die Aufführungen eingreifen zu können.  Zudem muss das Junge Schlosstheater im neuen Anbau integriert werden, das zur Zeit noch im Pfarrhaus auf der Kleinen Allee seinen Sitz hat. Und dann soll im neuen Anbau auch noch ein großer Transformator untergebracht werden, der zur Zeit hinter dem Weißen Haus steht. Dies alles ist bisher nicht eingeplant.

Die Frage ist: Wie soll die Stadt Moers die Bündnis-Pläne bezahlen?

Hartmut Hohmann:
Für das Weiße Haus wurde seinerzeit eine Städtebauförderung von 80 Prozent in Aussicht gestellt. Die Verwaltung soll deshalb jetzt in Erfahrung bringen, in welcher Höhe Städtebaufördermittel, Denkmalförderung und Kulturförderung gesichert sind und welche Betriebskosten bei den jeweiligen Varianten anfallen.

Was ist, wenn es kein Fördergeld gibt?

Hartmut Hohmann:
Dann müssen wir neu überlegen.

Der Investor i-consult will im Weißen Haus nebst Anbau mit dem Deutschen Messingmuseum Europas größte Messingsammlung unterbringen und die Nutzung als Museum für 20 Jahre garantieren. Was spricht dagegen?

Hartmut Hohmann:
Mit Messing haben wir in Moers nichts am Hut, das ist ein Museum, das hier keiner braucht. Der Investor hat sich nach unseren Informationen überall in NRW damit beworben.  Hier will sich jemand auf dem Supersahne-Grundstück von Moers direkt gegenüber vom Schloss ein schickes Privathaus mit Nebenräumen eines Museums bauen. Abgesehen davon wollen wir an dieser Stelle keine Wohnungen haben, denn dann können wir uns künftig Veranstaltungen auf dem neuen Schlossplatz und auch auf dem Kastellplatz von der Backe streichen. Wer soviel Geld investiert und mitten in die Stadt zieht, der will zwar die Zentralität aber auch gleichzeitig die Ruhe vom Land. Abgesehen davon steht das Weiße Haus plus parlamentarischem Trakt mit hohen Werten in den Büchern der Stadt. Es kann also sein, dass die Stadt – wenn sie verkauft – Minus macht, auch, wenn sie Millionen bekommt.